Bericht 12. Mai 2007

Kirchenführung in Ellerstadt am 12.5.2007

Erläuterung des Veranstaltungszwecks:

Prüfung der Konzepte und Eignung des Kirchenführers

  • Prüfung der Präsentationsfähigkeit der vorgefundenen Kirche
  • Eventuelle Vorschläge zur Verbesserung der Präsentation des Kandidaten
  • Eventuelle Vorschläge zur Verbesserung der Präsentationsfähigkeit der Kirche
  • Frage: Eignet sich diese Kirche für das Konzept der Offenen Kirche?
  • Frage: Ist in dieser Kirche das EKD-Konzept Spirituelle Kirchenführung möglich?
  • Frage: Sind in dieser Kirche auch Erlebnis orientierte kirchenpädagogische Führungen sinnvoll?
  • Frage: welche weiteren Konzepte sind geplant?

    Die Teilnehmer waren Vertreter der Protestantischen Landeskirche, der evangelischen Erwachsenenbildung Kaiserslautern, Pädagogen, Historiker, Architekt, Kirchenmusiker und die Gruppe der zu prüfenden Kirchenführer, deren jeweilige Heimatkirchen in verschiedenen Besuchszyklen in den nächsten Wochen von der Kommission aufgesucht werden.

Zusammenfassung und Ergebnisse der Präsentation

Meine Prüfungsführung am 12.5.2007 dauerte von 10.30 Uhr bis 11.00 Uhr und die anschließende Diskussion und Analyse von 11.00 Uhr bis 11.30 Uhr.

Die Präsentation wurde als sehr überzeugend und verständlich bewertet.

Der sozialgeschichtliche Weg der Kirchengemeinde Ellerstadt von sehr frühen mittelalterlichen Anfängen bis zum Gipfel im Nationalstolz des Neuen Deutschen Reiches beim Bau der neuen Kirche im Jahr 1894 war sehr plausibel und verständlich dargestellt.

Spielerische Elemente, Stichwort Kirchen-Memory, aber auch aktuelle Bezüge zum Thema Spiritualität rundeten die Präsentation harmonisch ab.


Weitere Planungen für Ellerstadt:

Realisierung eines weiteren Kirchernföhrungsbausteins zum Gemeindefest. (aus den schon geplanten Konzepten für verschiedene Führungen)

Am Tag des Denkmals 9.9.2007 sollen kunsthistorisch und geschichtlich vertiefte Darstellungen für die Besucher der Kirche angeboten werden.


Feststellungen und Empfehlungen

Bauhistorische Aspekte - Optik der Außenanlage


  • Sehr schöner repräsentativer Bau, der bauhistorisch so interessant ist, dass er an Denkmaltagen, Gemeindefesten und anderen Gelegenheiten unbedingt einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden sollte. (Begeisterung der Berliner Architektin!)

  • Die Außenanlage sollte nicht verschlossen sein, um Besuchern wenigstens dort ein besinnliches Verweilen und Spazieren zu ermöglichen.
    Der Bereich hinter der Kirche sollte unbedingt in das Konzept eines Kirchgartens mit einbezogen werden. Dort ist es besonders gut möglich einen beinahe idyllischen Ort der Ruhe, Besinnung und des kontemplativen Verweilens zu bieten
    .

  • Besuchern sollte unbedingt eine Auskunft über den besonderen Wert der Kirche geboten werden,
    in Form von Schautafeln sollte man auch außen, informieren über die historische und architektonische Bedeutsamkeit der Kirche,
    Ffaltblatt, Plakaten,
    historische und kunsthistorische Kirchenführungen.

  • Diese Kirche ist es wegen Ihrer kunsthistorischen Besonderheiten besonders Wert am Konzept der Offenen Kirchen teilzunehmen. Aspekte der Aufsicht und Bewachung sind wegen des Fehlens mobiler Kunstobjekte unproblematisch. Gemeinden, wie Deidesheim haben sehr positive Erfahrungen mit diesem Experiment gemacht!

Bauhistorische Aspekte - Optik der Innenanlage

  • Der optische Eindruck des Kircheninnenraums ist imposant, ja überwältigend.
    Kritisiert werden allerdings einige Brüche im ansonsten sehr gepflegten Erscheinungsbild der Kirche.


Altarraum

  • Der Altarkasten ist in der gestalteten Optik zu hell im Holz, zu „wertlos“ im Vergleich zur „edlen“ Holzausstattung der Kirche.
    Eine wertvollere Optik wäre der architektonischen Wertigkeit des Raumes angemessen.
    Dunkleres Beizen der Holzoberflächen, aufgebrachte Leistenornamente, die dem Stil der Kanzelwand entsprechen, würden helfen die Optik zu verbessern.

  • Der Teppich unter dem Altar wirkt „billig“ und sehr störend. Man sollte darauf verzichten. Den Altar auf den reinen Steinboden zu stellen, ist wesentlich „edler“.

  • Die reine, klare Optik der Fenster über den Presbyterbänken wird empfindlich durch die im Fenstersims aufgestellten Topfpflanzen gestört.

  • Ein sicherlich wichtiger Infohinweis, wie der „Grüne Gockel“, gehört aber auch nicht hierher, sondern in den Infobereich.

Sitzbänke und Wände


  • Rechts und links an den Wänden neben der Empore befinden „Abstelllager“ für Holzwände, Groß-Plakate etc.
    Das stört die optische Klarheit und Wertigkeit des Raumes enorm. Sollten unbedingt entfernt werden.

  • Die 2 Gedenktafeln an die zwei Weltkriege rechts und links an der Wand neben der sehr kunstvoll gestalteten Kanzelwand drängen sich zu sehr in den Vordergrund. Sie sind nicht Bestandteil der Gründungsplanung. Sie sind ein bauhistorischer und sogar theologischer Missgriff.
    Das Gedenken ist wichtig und sinnvoll und kann sicher außerhalb der Kirche, wie die schon vorhandene Gedenksäule zum 19. Jahrhundert auch einen würdigen Platz finden. Ansonsten ist innen ein weniger aufdringlicher Platz an den Wänden unterhalb der Empore sinnvoller.

  • Die Anordnung der Sitzbänke sollten anders (z.B .quer) verlaufen, damit für den Gottesdienstbesucher mehr Offenheit und Empfindung der feierlichen Schönheit des Raumes möglich ist. Außerdem würde eine Öffnung der Bodenfläche im Zentrum des Gebäudes unter dem Kreuz des Daches der würdevollen Architektur des Raumes sehr gut tun.

  • Da die Kirche sehr reichhaltig mit Sitzbänken bestuhlt ist, könnte man im Bereich unterhalb der Empore ganz darauf verzichten und dort soweit umgestalten, dass dort einerseits der Bereich für Kommunikation, z.B. Kirchenkaffee, Bücherbasar, Infostand entsteht und auf der anderen Seite einen kleinen sakralen Bereich schaffen, für stille Zurückgezogenheit, Gebet, Andacht, Kerzen etc.
    Dafür eignete sich aber auch ganz besonders das Turmstübel. Das wäre nach den Erfahrungen in anderen Kirchen auch ein entsprechender Anziehungspunkt in einer „Offenen Kirche“. Die dort ausliegenden Gästebücher spiegeln das zurück.

Empore und Orgel

  • Die wunderschöne Orgel kann vom normalen Gottesdienstbesucher sehend leider nicht wahrgenommen werden. Auch hier sei an die Möglichkeit der Veränderung der Sitzbänke s.o. verwiesen
  • Sicher historisch bedingt, durch den späteren Einbau der Orgel, aber schade für die optische Klarheit der Kirchenarchitektur ist die Verstellung des wunderschönen Westfensters durch die Orgel.

  • Nach dem beim Bau der Kirche gültigen „Wiesbadener Programm“ und heute geltenden Bauempfehlungen für evangelische Kirchen, wäre eine Einbringung der Orgel oberhalb bzw. hinter dem Kanzelaltar eine sehr gelungene Lösung, die die Werthaltigkeit der Architektur nochmals erheblich steigern könnte.
    Sicherlich stehen Kostenfragen u.a. praktische Erwägungen einer Realisierung entgegen.

  • Ein Ambo im symetrisch-optischen Wechselspiel mit dem Taufstein würde dem „Genickstarre-Problem“ bei der Enge und Höhe zur Kanzel abhelfen.


Rückwirkung der Kircheneinrichtung auf die Gemeinde

  • Es gibt wenige Andachtsmöglichkeiten im gesamten Kirchenraum. Es herrscht ein eher repräsentatives Raumgefühl, das den Einzelnen beinahe erniedrigt und bedrückt.
    Gründe liegen erstens in der großen Höhe der Kirchenbänke. Und zweitens sitzt der Gottesdienstbesucher unmittelbar im sehr hohen Raum und recht dicht an der hohen Altarkanzel. Wohingegen der unter der Empore sitzende Gottesdienst­besucher sehr entfernt und versteckt sitzt.

  • Die gesamte Kirchenanlage ist nicht Behindertengerecht. Ein negativer Einfluss auf die Zahl der Gottesdienstbesucher ist nicht zu vermeiden!
    Unbedingt erforderliche Bauplanungen einleiten!

  • Keine Toiletten! Das ist heute als Standard unbedingt erforderlich!

  • Ein Gemeinschaftserlebnis der Gemeinde ist in dieser Architektur schwer möglich
    Art der Bestuhlung sondert den Einzelnen eher aus.

  • Kein enger Bezug zwischen Pfarrer und Gemeinde möglich:
    Predigt erfolgt von der sehr hohen Kanzel. Ambo ist eine mögliche Abhilfe.